Jetzt geht's dem Unkraut an den KragenEin zur rechten Zeit erschienenes Buch sorgt nun für Abhilfe und löst das Problem, das uns GärtnerInnen demnächst wieder ins Haus steht. Wie jedes Jahr schneller als uns lieb ist. Die Zeit der Unkräuter bricht an und die Unkräuter bereiten schon ihr Comeback vor. Doch gibt es zum Glück Mittel und Wege, den ungebetenen Gästen Paroli zu bieten. Manchmal sogar auf kulinarischem Weg. DIE WELT DER WILDKRÄUTERGleich vorweg: Das Buch ist genial! Informativ, handlich, übersichtlich, fokussiert, gut bebildert. Ein Vergnügen und ein ideales Nachschlagewerk, will man ein Unkraut identifizieren. Oder in die Haute Cuisine der Wildkräuterküche einsteigen. Genau das ist das Spannende und nicht ganz Unwesentliche an Unkräutern: Man sollte sie unbedingt erkennen und richtig einschätzen können. Sie zu 100% sicher erkennen. Ganz besonders dann, wenn man geneigt ist, sich daran gut zu tun. Wenn die Kräuter womöglich auf dem Teller zu landen sollen. Kräuterwanderung mit KräuterpädagoginLetztes Jahr war es auch bei mir so weit und ich habe meine erste Kräuterwanderung mit einer ausgebildeten Kräuterpädagogin unternommen. Eine Stunde lang ging es durch Wald und Wiese, um möglichst viele Kräuter aufzuspüren und vorsichtig (!) zu ernten, um sie zu verkosten. Vorsichtig insofern, als dass ja kein willkommenes Unkraut ausgerupft wird. Und das soll es ja auch geben. Auch die richtige Ernte will fachmännisch durchgeführt werden. Verständlicherweise wollte ich im Nachhinein mein neu gewonnenes Kräuterwissen sofort im eigenen Garten umsetzen. Die Wahrheit ist, ich fühlte mich wie ein Trapezkünstler im Zirkus. Nur ohne Netz. Denn obwohl ich viele Notizen und da und dort auch ein Foto der krautigen Protagonisten gemacht hatte, fühlte ich mich im dennoch nicht ganz sattelfest. War unsicher, auch alle Wildkräuter richtig zu erkennen. Nicht ganz grundlos! Achtung: Essbare Wildkräuter und ihre gefährlichen DoppelgängerDenn natürlich kann man auch gewaltig danebengreifen. Wir alle kennen die Gefahr einer Verwechslung von Bärlauch und Maiglöckchen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, können Sie hier nachlesen, worin die beiden sich unterscheiden und worauf unbedingt zu achten ist. Aber nicht nur beim Bärlauch kann es zu Problemen bei der Erkennung kommen, sondern auch bei vielen anderen Kräutern, wie zb bei der Unterscheidung zwischen Hopfen und der Gewöhnlichen Waldrebe, die giftig ist. Auf die Gefahren einer solchen fatalen Verwechslung wird im Buch Bezug genommen und die Kräuter anhand einer übersichtlich gestalteten Tabelle, die nach den Kriterien "essbar", "nicht schmackhaft bis ungenießbar" und "giftig" gegliedert ist, dargestellt. Aber hätten Sie gewusst, das Unkräuter nicht nur gefährlich sein können, sondern auch schlau sind? Unkräuter als Gartenhelfer und das Geheimnis der ZeigerpflanzenKommunikation ist alles und ohne Kommunikation ist alles nichts. Bäume sprechen miteinander. Pflanzen kommunizieren miteinander durch chemische Stoffe, die über Blätter und Wurzeln abgegeben werden. Wir sprechen mit unseren Pflanzen oder spielen ihnen klassische Musik vor. Die Pflanzen danken es uns in Folge durch kräftiges Wachstum und köstliches Aroma. Ob nur gefühlt oder wissenschaftlich fundiert ist noch nicht ganz klar. Die Wissenschaft ist jedenfalls zugange und versucht ein etwaiges Bewusstsein der Pflanzen zu erforschen. Eines ist jedoch gewiss, unsere Pflanzen besitzen eine ganz besondere Intelligenz. Überraschend aber wahr ist, dass die oft sogar verhassten Unkräuter uns bei der Gartenarbeit assistieren können. In der Lage sind, uns einen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben und auf Probleme im Garten aufmerksam zu machen. Freundlicherweise auch umgekehrt, indem sie uns signalisieren, dass wir alles richtig machen. Wer also dem Unkraut gegenüber bisher negativ eingestellt war, sollte seine Einstellung bei der Gelegenheit vielleicht noch einmal überprüfen. Denn die smarten Unkräuter leisten wertvolle Arbeit im Verborgenen. Man muss nur ihre Botschaft zu interpretieren wissen. Besonders spannend, dass sie uns Auskunft über die Bodenbeschaffenheit im Garten geben können. Hier ein paar Beispiele dazu, wie das Vorkommen einzelner Kräuter im Garten Auskunft über die Bodenbeschaffenheit gibt.
Wildkräuter SafariBegleiten Sie mich jetzt auf eine Tour durch die Welt der Unkräuter, oder politisch korrekter, so es nach den beiden Autorinnen geht, durch die Welt der Wildkräuter. Erkennen Sie in Zukunft alle wilden Kräuter auf den ersten Blick und lassen Sie sich diese jetzt so richtig schmackhaft machen und vielleicht bald schon auf der Zunge zergehen. Einige der 28 vorgestellten Kräuter kannte ich bisher gar nicht. Sei es vom Namen nach oder vom Aussehen her. Dass sich aus den schönen Unbekannten auch noch schmackhafte wie gesunde Gerichte zubereiten lassen, überzeugt und ermuntert, sich durchs Dickicht zu wühlen und sich die einzelnen Wildkräuter einmal aus der Nähe anzusehen. Echter Beinwell Beim Beinwell geht’s schon los, ein Kraut, das mir nicht so geläufig ist. Wahrscheinlich stehe ich Jahr für Jahr in meinem Garten bis zu den Knien in Beinwell. Unwissentlich, dass es sich dabei um Beinwell handelt. Möglich wäre es. Heuer wird es mir ein Vergnügen sein, ihn aufzuspüren und daraus ein paar Beinwellknospen in Kräuter-Käsekruste zubereiten. Das Rezept dazu gibt's im Buch. Persischer Ehrenpreis Von den Autorinnen als Krake im Gemüsebeet bezeichnet, schmelze ich hingegen bereits beim Anblick der zarten lila Blütenköpfchen dahin. Mag sein, dass sich das Blatt schon bald wenden wird, der Ehrenpreis außer Rand und Band gerät, zu wuchern beginnt und seinen Radius sprengt. Sollte ich nicht nachkommen, habe ich noch immer die Möglichkeit, Ehrenpreis Salate am laufenden Band zu servieren. Zum Beispiel Kohlrabi-Birnen Salat mit Ehrenpreis. GierschMein Freund, der Giersch! Er ist mir schon lange kein Unbekannter mehr. Immer wieder gerne erinnere ich mich an ein Gespräch mit einem Vollblut Biogärtner zurück, dem ich mein Leid mit dem Giersch klagte. Der Mann war wenig beeindruckt von der Dringlichkeit der Angelegenheit und hatte folgenden Rat für mich: Leave it or eat it. Ich habe mich zum damaligen Zeitpunkt übrigens für Variante 1 entschieden. Damit nichts falsch gemacht und kann heute aus dem Vollen schöpfen. Giersch an allen Ecken und Enden des Gartens. Kanadische Goldrute Die Goldrute ist Sommer pur. Ein interessanter Wucherer, der Insekten magnetisch anzieht und Schnecken kalt lässt. Darüber sollte man nachdenken, ob hier nicht eine Geheimwaffe gegen die unliebsame Invasion der Schnecken schlummert. Den Bienen schmeckt’s und uns auch, lässt sich doch aus Goldruteblüten ein köstlicher Eistee zubereiten. Mit 3 Zutaten und in 10 Minuten zubereitet. Einfacher geht's nicht. Gundermann Ein kleiner feiner Bodendecker, jedoch einer, der wieder fast zu putzig ist, um ihn zu essen. Einfach nur ausreißen wäre auch schade, also bekommt er seine Chance als Statist in einer leckeren Buttersauce. Wenn sich das als kulinarisch interessant herausstellen sollte, ist noch viel Luft nach oben und der Gundermann darf bleiben. Kletten-Labkraut Das Kletten-Labkraut oder auch von meiner Freundin und mir nicht ganz zufällig „der Würger“ genannt, ist eine harte respektive klebrige Nuss. Dieses pappige Kraut schlängelt sich überall am Waldrand entlang, haftet an Mensch und Pflanze und macht mir ehrlich gesagt wenig Appetit auf mehr. Da kann es schon vorkommen, dass ich handgreiflich werde und den Würger an der Wurzel packe und ausreiße. RotkleeAls nicht unbedingt Golfrasen affine Gärtnerin fällt es mir entsprechend leicht, ein Auge zuzudrücken und ich kann notfalls dem Rotklee am Rasen etwas abgewinnen. Er darf bleiben und wird kurzerhand zu einem ansehnlichen Getränk umfunktioniert: ein Kleeblüten-Drink in sattem Pink. Sieht richtig gut aus! Neben den oben vorgestellten Kräutern finden Sie noch weiter 20 Kandidaten im Porträt. Pro Wildkraut Vorstellung finden Sie noch jeweils 2 Rezeptvorschläge zur kulinarischen Bekämpfung des Unkrautes.
Plus: Extra-Tipps und Hinweise Zum Drüberstreuen Gewürzt und pikant abgeschmeckt ist das Buch mit Extra-Tipps, Hinweisen und sogar auch Warnungen, die darüber informieren, ob der Genuss der jeweiligen Kräuter für bestimmte Personengruppen eventuell nicht empfohlen wird. Praktisch und sicher. Die Autorinnen |
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Mai 2022
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