Unkraut bekämpfen: Der Giersch muss weg

Der Giersch muss weg! Buchcover

Unkraut Alarm! Der Giersch und mit ihm weitere 28 Unkräuter müssen weg. Zügelloses Unkraut wird bald schon wieder unsere Gärten unsicher machen. Eine brandaktuelle Neuerscheinung auf dem Gartenbuchmarkt zieht in die Schlacht und nimmt den Kampf gegen 28 Unkräuter auf. Kreativ und originell. Ganz nach dem Motto: Bekämpfen oder einfach aufessen

Jetzt geht’s dem Unkraut an den Kragen

Ein zur rechten Zeit erschienenes Buch sorgt nun für Abhilfe und löst das Problem, das uns GärtnerInnen demnächst wieder ins Haus steht. Wie jedes Jahr schneller als uns lieb ist. Die Zeit der Unkräuter bricht an, die wilden Kräuter sind bereits aktiv und bereiten insgeheim ihr Comeback vor. Doch gibt es zum Glück Mittel und Wege, den ungebetenen Gästen Paroli zu bieten. Manchmal sogar auf kulinarischem Weg. 

Die Welt der wilden Kräuter

Gleich vorweg: Das Buch ist genial! Informativ, handlich, übersichtlich, fokussiert, gut bebildert. Ein Vergnügen und ein ideales Nachschlagewerk, will man jedwedes Unkraut identifizieren. Oder in die Haute Cuisine der Wildkräuterküche einsteigen.

Genau das ist das Spannende und nicht ganz Unwesentliche an Unkräutern: Man sollte sie unbedingt erkennen und richtig einschätzen können. Sie zu 100% sicher erkennen. Ganz besonders dann, wenn man geneigt ist, sich daran gut zu tun. Wenn die Kräuter womöglich auf dem Teller zu landen sollen.

Kräuterwanderung mit einer Kräuterpädagogin

Auch ich bin wild entschlossen, zu wissen, welche Kräuter in meinem Garten aufgehen und vor allem, welches Kraut so dreist alle zarten Pflänzchen überwuchert. So war es dann letztes Jahr auch bei mir so weit und ich habe meine erste Kräuterwanderung mit einer ausgebildeten Kräuterpädagogin unternommen. Eine Stunde lang ging es durch Wald und Wiese, um möglichst viele Kräuter aufzuspüren und vorsichtig (!) zu ernten, um sie zu verkosten. Vorsichtig insofern, als dass ja kein willkommenes Unkraut ausgerupft wird. Und das soll es ja auch geben. Auch die richtige Ernte will fachmännisch durchgeführt werden.

Verständlicherweise wollte ich im Nachhinein mein neu gewonnenes Kräuterwissen sofort im eigenen Garten umsetzen. Die Wahrheit ist, ich fühlte mich wie ein Trapezkünstler im Zirkus. Nur ohne Netz. Denn obwohl ich viele Notizen und da und dort auch ein Foto der krautigen Wald- und Wiesenprotagonisten gemacht hatte, fühlte ich mich im dennoch nicht ganz sattelfest. War unsicher, auch alle Wildkräuter richtig zu erkennen. ​Nicht ganz grundlos!

Achtung: Essbares Unkraut und seine gefährlichen Doppelgänger

Denn natürlich kann man auch gewaltig danebengreifen. Wir alle kennen die Gefahr einer Verwechslung von Bärlauch und Maiglöckchen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, können Sie hier nachlesen, worin die beiden sich unterscheiden und worauf unbedingt zu achten ist. 

​Aber nicht nur beim Bärlauch kann es zu Problemen bei der Erkennung kommen, sondern auch bei vielen anderen Kräutern, wie zb bei der Unterscheidung zwischen Hopfen und der Gewöhnlichen Waldrebe, die giftig ist.

Auf die Gefahren einer solchen fatalen Verwechslung wird im Buch Bezug genommen und die Kräuter anhand einer übersichtlich gestalteten Tabelle, die nach den Kriterien “Essbar“, “Nicht schmackhaft bis ungenießbar” und “Giftig” gegliedert ist, dargestellt.

Aber hätten Sie gewusst, das Unkräuter nicht nur gefährlich sein können, sondern auch schlau sind?

Unkraut als Gartenhelfer und das Geheimnis der Zeigerpflanzen

​Kommunikation ist alles und ohne Kommunikation ist alles nichts. Bäume sprechen miteinander. Pflanzen kommunizieren miteinander durch chemische Stoffe, die über Blätter und Wurzeln abgegeben werden. Wir sprechen mit unseren Pflanzen oder spielen ihnen klassische Musik vor. Die Pflanzen danken es uns in Folge durch kräftiges Wachstum und köstliches Aroma. Ob nur gefühlt oder wissenschaftlich fundiert ist noch nicht ganz klar. Die Wissenschaft ist jedenfalls zugange und versucht ein etwaiges Bewusstsein der Pflanzen zu erforschen.

Eines ist jedoch gewiss, unsere Pflanzen besitzen eine ganz besondere Intelligenz. Überraschend aber wahr ist, dass die oft sogar verhassten Unkräuter uns bei der Gartenarbeit assistieren können. In der Lage sind, uns einen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben und auf Probleme im Garten aufmerksam zu machen. Freundlicherweise auch umgekehrt, indem sie uns signalisieren, dass wir alles richtig machen. 

Wer also dem Unkraut gegenüber bisher negativ eingestellt war, sollte seine Einstellung bei der Gelegenheit vielleicht noch einmal überprüfen. Denn die smarten Unkräuter leisten wertvolle Arbeit im Verborgenen. Man muss nur ihre Botschaft zu interpretieren wissen.

Hilfreiche Unkräuter bei der Bodenbestimmung

Besonders spannend ist die Tatsache, dass sie uns Auskunft über die Bodenbeschaffenheit im Garten geben können. Hier ein paar Beispiele dazu, wie das Vorkommen einzelner Kräuter im Garten Auskunft über die Bodenbeschaffenheit gibt. 

  • Brennessel: Humusreicher Boden
  • Sauerklee: Kalkarmer oder saurer Boden
  • Ehrenpreis, Taubnessel: Kalkreicher Boden
  • Kletten-Labkraut, Scharbockskraut: Staunasser, verdichteter Boden
  • Giersch, Löwenzahn, Melde: Stickstoffreicher Boden

Wildkräuter Safari

Begleiten Sie mich jetzt auf eine Tour durch die Welt der Unkräuter, oder politisch korrekter, so es nach den beiden Autorinnen geht, durch die Welt der Wildkräuter. Erkennen Sie in Zukunft alle wilden Kräuter auf den ersten Blick und lassen Sie sich diese jetzt so richtig schmackhaft machen und vielleicht bald schon auf der Zunge zergehen. 

​Einige der 28 vorgestellten Kräuter kannte ich bisher gar nicht. Sei es vom Namen nach oder vom Aussehen her. Dass sich aus den schönen Unbekannten auch noch schmackhafte wie gesunde Gerichte zubereiten lassen, überzeugt und ermuntert, sich durchs Dickicht zu wühlen und sich die einzelnen Wildkräuter einmal aus der Nähe anzusehen.

Echter Beinwell

​Beim Beinwell geht’s schon los, ein Kraut, das mir nicht so geläufig ist. Wahrscheinlich stehe ich Jahr für Jahr in meinem Garten bis zu den Knien in einem solch wilden Kraut. Unwissentlich, dass es sich dabei um Beinwell handelt. Möglich wäre es. Heuer wird es mir ein Vergnügen sein, ihn aufzuspüren und daraus ein paar Beinwellknospen in Kräuter-Käsekruste zubereiten. Das Rezept dazu gibt’s im Buch. 

Persischer Ehrenpreis

Von den Autorinnen als Krake im Gemüsebeet bezeichnet, schmelze ich hingegen bereits beim Anblick der zarten lila Blütenköpfchen dahin. Mag sein, dass sich das Blatt schon bald ​wendet, der Ehrenpreis außer Rand und Band gerät, zu wuchern beginnt und seinen Radius sprengt. Sollte ich nicht nachkommen, habe ich noch immer die Möglichkeit, Ehrenpreis Salate am laufenden Band zu produzieren und meinen Lieben zu servieren. Zum Beispiel Kohlrabi-Birnen Salat mit Ehrenpreis. Mit ungewissem Ausgang.

Giersch

Hier ist er endlich, mein Freund, der Giersch. Er ist mir schon lange kein Unbekannter mehr. Immer wieder gerne erinnere ich mich an ein Gespräch mit einem Vollblut Biogärtner zurück, dem ich mein Leid rund um das Problem mit dem zügellosen Giersch klagte. Der Mann war wenig beeindruckt von der Dringlichkeit der Angelegenheit und hatte folgenden Rat für mich: “Leave it or eat it”. Ich habe mich zum damaligen Zeitpunkt übrigens für Variante 1 entschieden. Damit nichts falsch gemacht und kann heute aus dem Vollen schöpfen. Giersch an allen Ecken und Enden des Gartens. Muss man mögen…

Kanadische Goldrute

Die Goldrute ist Sommer pur. Ein interessanter Wucherer, der Insekten magnetisch anzieht und Schnecken kalt lässt. Darüber sollte man nachdenken, ob hier nicht eine Geheimwaffe gegen die unliebsame Invasion der Schnecken schlummert. 

Den Bienen schmeckt’s und uns auch, lässt sich doch aus Goldrutenblüten ein köstlicher Eistee zubereiten. Mit 3 Zutaten und in 10 Minuten fix fertig. Einfacher geht’s nicht.

Gundermann

​Ein kleiner feiner Bodendecker, jedoch einer, der wieder fast zu putzig ist, um ihn zu essen. Einfach nur ausreißen wäre auch schade, also bekommt er seine Chance als Statist in einer leckeren Buttersauce. Wenn sich das als kulinarisch interessant herausstellen sollte, ist noch viel Luft nach oben und der Gundermann darf bleiben. 

KLETTEN-LABKRAUT

​Das Kletten-Labkraut oder auch von meiner Freundin und mir nicht ganz zufällig „Der Würger“ genannt, ist eine harte, respektive klebrige Nuss. Dieses pappige Kraut schlängelt sich überall am Waldrand entlang, haftet an Mensch und Pflanze und macht mir ehrlich gesagt wenig Appetit auf mehr. Da kann es schon vorkommen, dass ich handgreiflich werde und den Würger an der Wurzel packe und ausreiße. 

Rotklee

Als nicht unbedingt golfrasenaffine Gärtnerin fällt es mir entsprechend leicht, ein Auge zuzudrücken und ich kann notfalls dem Rotklee am Rasen etwas abgewinnen. Er darf bleiben und wird kurzerhand zu einem ansehnlichen Getränk umfunktioniert: Ein Kleeblüten-Drink in sattem Pink. Sieht richtig gut aus!

Neben den oben vorgestellten Kräutern finden Sie noch weiter 20 Kandidaten im Porträt. Pro Wildkraut Vorstellung finden Sie noch jeweils 2 Rezeptvorschläge zur kulinarischen Bekämpfung des Unkrautes.

  • Große Brennessel
  • Gewöhnlicher Dost
  • Gewöhnliches Gänseblümchen
  • Kohl-Gänsedistel
  • Weißer Gänsefuß
  • Gewöhnliches Hirtentäschel
  • Echter Hopfen
  • Knoblauchrauke
  • Kleinblütiges und behaartes Knopftkrau
  • Gewöhnlicher Löwenzahn
  • Gewöhnliche Nachtkerze
  • Echte Nelkenwurz
  • Gewöhnlicher Rainkohl
  • Scharbockskraut
  • Taubnesseln und Goldnesseln
  • Gewöhnliches Tellerkraut
  • Gewöhnliche Vogelmiere
  • Breit-, Spitz-und Mittlerer Wegerich
  • Wegrauke
  • Sauerklee

Extra Tipps zum Drüberstreuen

Gewürzt und pikant abgeschmeckt ist das Buch mit Extra-Tipps, Hinweisen und sogar auch Warnungen, die darüber informieren, ob der Genuss der jeweiligen Kräuter für bestimmte Personengruppen eventuell nicht empfohlen wird. Praktisch und sicher.

Die Autorinnen

Fazit

Der Giersch muss weg! ist eines jener Bücher, das ich schon gerne früher gehabt hätte. In Zukunft wird es mich im Garten begleiten, mir als GPS dienen und mich sicher durch die Welt der Unkräuter lotsen. Zusätzlich bietet es alle wertvollen Informationen von der Ernte bis zur Aufbewahrung.

Welches Schicksal auch immer meinen Kräutern in Hinkunft blühen wird, eines ist gewiss: Nach der Lektüre dieses Gartenbuches hat zumindest Giersch bei mir keine Überlebenschance mehr. Genaugenommen seit ich das Kartoffelsalat mit Giersch Rezept entdeckt habe und mir schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammengelaufen ist. Der Giersch kommt also weg, elegant und diskret. Auf direktem Wege in den Salat. Manche Lösungen sind so genial wie einfach.

Jetzt kann ich es kaum mehr erwarten, die ersten Unkräuter sprießen zu sehen:

Werde manchen von ihnen den Kragen umdrehen.
Nutze ihre Botschaft.
Lasse sie mir genüßlich auf der Zunge zergehen.

Selbst wenn ich über meinen Schatten springen werde müssen, bin ich doch von Haus aus eher der zurückhaltende Typ, wenn es darum geht, schöne Blüten zu verspeisen. Und davon haben auch Wildkräuter reichlich. Aber mit Unkraut sollte es ja kein Problem sein!

Weitere Aspekte rund um Unkraut können Sie im Unkraut Pro & Contra Bericht nachlesen.


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Daniela Cortolezis
Ihre Gärtnerin
Garteninspektor
Wie alles begonnen hat
61 Gartenblogs
Best of: 20 Flower Ladies
Osterdeko
Tulpen arrangieren
Die große Liebe