Wenn der Maulwurf gräbt

Das geht ja schon gut los: Der Maulwurf gräbt. Dabei sind Gartenarbeiten im Februar wie ein Jungbrunnen für Gärtnerin und Garten. Wenn nur der Maulwurf nicht wäre. Aber er ist wieder da. Nicht einer, nicht zwei. Eine ganze Maulwurf Armada ist wieder vor Ort. Wenn das nur alles wäre! Doch nebenan tummelt sich auch noch die Wühlmaus und bereitet mit ihrer Kollegenschaft den Untergang des Gartens vor, sodass in Kürze der totale Zusammenbruch droht.​ Was aber droht dem Maulwurf?

Wenn der Maulwurf gräbt: Zwischen Kampf und Kompromiss

Mit Februar beginnt im Garten eine besondere Zeit. Die lange Periode der gärtnerischen Untätigkeit geht ihrem Ende zu und die ersten Vorbereitungen auf die neue Gartensaison laufen an. Doch in diesem Jahr sind es nicht nur die üblichen Handgriffe, die mich beschäftigen. Eine Armada von Maulwürfen und eine Horde Wühlmäuse scheinen erwacht zu sein und machen auf sich aufmerksam. Hinterlassen Spuren im teilweise noch gefrorenen Gartenboden. Kleine Löcher von der Maus und hohe Hügel vom Maulwurf machen sich im Gelände bemerkbar, so dass es aussieht, als hätten sich die Kleinen gegen meinen Garten verschworen. Kein freundlicher Gedanke und doch bei diesem Anblick der Verwüstung nicht von der Hand zu weisen.

Friede den Maulwürfen! Bösewichte und Plagen im Garten – und wie wir mit ihnen klarkommen

Ich bin jedenfalls auf der Hut, sinne nach cleveren Möglichkeiten, Maulwurf & Co Paroli zu bieten und werde das Problem auf meine Art schon lösen. Doch bevor ich zum Kampf rufe, greife ich zum neuen Buch von Sigrid Tinz und hole mir gute Gefühle. Der Titel „Friede den Maulwürfen! Bösewichte und Plagen im Garten – und wie wir mit ihnen klarkommen” scheint wie für mich geschrieben zu sein.

Schmökere hinein, um mich etwas zu beruhigen und mich mit der Situation anzufreunden. Zumindest gebe ich mein Bestes, ruhig Blut zu bewahren. Im Hinterkopf indes feile ich allerdings an einer neuen, noch nie erprobten Strategie, um den Kampf diesesmal zu gewinnen. So oder so.

Doch dann gehts los, der Garten will aufgeweckt werden.

Der Maulwurf gräbt, der Himmel weint: Februar-Gartenpläne im Regen

Der Februar ist ideal, um zur Schere zu greifen. An frostfreien Tagen, und davon haben wir heuer reichlich, sind Ende Februar die Obstbäume an der Reihe, geschnitten zu werden.

Mein Gartenplan sah vor, mit dem Apfelbaum zu beginnen, ihm einen guten Schnitt zu verpassen und ihn so wieder auf seine köstliche Apfelproduktion vorzubereiten. Der Kronprinz Rudolf ist die absolute Nummer eins auf meiner Liste.

Wenn nicht über Nacht einsetzender Regen mein Programm vereitelt hätte. Denn stundenlang sprühte es nur so vom Himmel, dass mir Gartenarbeit nicht unbedingt als erstes in den Sinn gekommen wäre, als ich aus dem Fenster blickte. Bedauerlich nur, dass nicht immer alles, was gut für den Garten ist, nicht automatisch gut für mich ist. Denn Regen und Matsch sind echte Spaßbremsen, jedenfalls wenn es um Gartenarbeit geht. Mein Aktivitätsschub wurde merklich gestoppt. Als wäre ich mit der Handbremse unterwegs. Doch wollte ich mich keinesfalls von meinem ausgeklügelten Februar Gartenprogramm abbringen lassen.

Der Maulwurf gräbt, die Gärtnerin sorgt sich: Angriff auf den Tulpenbaum

Zum Glück gibt es immer Alternativen und so habe ich mich in Regenmantel und Gummistiefeln zu einem großangelegten Inspektionsrundgang durch den Garten aufgemacht. Und erblickte das Grauen: überdimensional hohe wie hässlich aufgeworfene Maulwurfshügel rund um meinen Tulpenbaum, den Sie hier sehen können.

Was mich ehrlich gesagt über Gebühr erzürnt hat, da der Tulpenbaum ohnehin schon aussieht, als stünde er auf einem Plateau. Sie müssen wissen, der Bursche ist eigentlich schon ein alter Knabe und wohnt seit mehr als zwanzig  Jahren in meinem Garten. Es handelt sich um einen amerikanischen Tulpenbaum, der bereits eine stolze Höhe von knapp 18 Metern erreicht hat. Wenn nicht mehr! Aber so genau kann ich das nicht beziffern, denn eine Höhenmessung ist mir aktuell nicht mehr möglich.

Den Rest können Sie sich garantiert vorstellen: die Wurzeln meines Hausbaumes haben mittlerweile elefantöse Ausmaße erreicht und heben das Niveau rund um den Baum beachtlich an. Jeden Tag ein Stückchen mehr, so dass der Tulpenbaum aussieht, als stünde er am Präsentierteller. Ein Plateau, mit Maulwurfshügeln garniert. Wie eine kunstvolle Natur Installation, die an einen Wackelpudding mit Riesenstreusel erinnert. Nicht gut!

Im ersten Affekt habe ich die aufgeworfene Erde mit meinen Stiefeln flink einplaniert. Als ob das etwas brächte. Gerade so, als würde man die Augen vor dem tristen Bild verschließen, um es nicht sehen zu müssen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ist natürlich Unsinn.

Doch meine wirkliche Sorge war eine ganz andere, ob es sich wohl hierbei um einen feindlichen Angriff seitens des Maulwurfs auf die Wurzeln handeln könnte. Was ich aber nach der ersten Schrecksekunde ausgeschlossen habe, denn kein Maulwurf dieser Welt sollte es schaffen, sich an derartigen Mammut Wurzeln zu vergehen. Allerdings haben die Knaben unter der Erde ja jede Zeit der Welt.

Wühlmausalarm: Vandalismus unter der Erde

Die Lage ist jedenfalls ernst, der Maulwurf gräbt noch immer und nebenan tobt die Maus. Wobei mit nebenan nicht der Nachbargarten sondern die Wiese rund um den Baum gemeint ist. Dort sind die hyperaktiven Kollegen von der Zunft der Maulwürfe, die Wühlmäuse am Werk. Ob Kollegenschaft oder Konkurrenz entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls herrscht der pure Vandalismus.

Das sich mir bietende Bild von der Wühlmaus ist ähnlich, nur mit dem geringfügigen Unterschied, dass das aufgeworfene Erdreich an futuristische, überirdische Kanäle denken lässt, die sich durch den restlichen Garten schlängeln. Hügel auf, Hügel ab. Noch sinkt man nicht ein, denn der Boden ist noch zu hart, doch sobald die Erde von Tag zu Tag langsam aufgehen wird, wird der Gang über den Gartenboden zum Spießrutenlauf. Die Decken der Mausbauten werden nachgeben und in sich einsinken. Alles nur eine Frage der Zeit, wie lange es gelingt, Oberwasser zu behalten. Respektive über, statt unter der Erde, bei den Mäusen, zu sein.

Es herrscht dringender Handlungsbedarf. Tatsächlich fühlt es sich aber ganz gut an, schon zu so früher Zeit im Gartenjahr den Kampf gegen die Widersacher aufzunehmen. Fragt sich nur wie.

Friede den Maulwürfen!

Statt nun den Apfelbaum im strömenden Regen zu schneiden, schmökere ich mich genüsslich durch die Tipps und Anregungen, wie es doch noch gelingen kann, mit Maulwurf & Friends zurecht zu kommen und mit ihnen Frieden zu schließen. Was nicht immer ganz so einfach ist. Doch manchmal reicht schon ein Umdenken und bringt die Lösung. Und putzig sind sie ja, die kleinen Gesellen.

​Der Obstbaum läuft mir auch nicht davon, den kann ich morgen noch immer schneiden. ​Jetzt ist Zeit zu Lesen.

»Friede den Maulwürfen!«ist trotz des harmlosen Titels nichts für schwache Nerven. Sigrid Tinz hat sich darin auf die Suche nach den guten Seiten der Bösewichte und Plagegeister im Garten begeben. Dort gibt es eine Menge Arten, die auch naturverbundene Menschen an ihre Toleranzgrenzen bringen: Blattläuse, Wühlmäuse und Nacktschnecken ebenso wie Schachtelhalm, Löwenzahn und Quecke.

Die Autorin plädiert für einen entspannten Umgang selbst mit den gefräßigsten und ausbreitungsfreudigsten Tier- und Pflanzenarten und für Augenmaß bei der Wahl der Gegenmittel. Spannend wird es im Kapitel über die besonders Bösen: Giersch, Buchsbaumzünsler oder Zecke – ist das auch noch Natur oder kann das einfach weg?

Die Geoökologin erklärt, dass keine Tier- und Pflanzenart von Natur aus böse ist, sondern jede ihre Rolle im Ökosystem hat. Diese Erkenntnisse machen die Plagegeister nicht in jedem Fall sympathischer. Aber sie helfen immer dann, wenn Panik entsteht oder der Geduldsfaden zu reißen droht. Statt »Schädlinge« und »Unkräuter« im Garten rabiat mit allen Mitteln zu bekämpfen, rät die Autorin nur das Wirksame und nichts verheerend Nutzloses zu tun. Damit das leichter gelingt, lässt sie die Tiere und Pflanzen selbst zu Wort kommen und ihre Sicht auf die Gartenwelt erklären. Mit diesem Buch bleibt das grüne Paradies eine giftfreie und entmilitarisierte Zone. Die Plagegeister werden nicht ausgerottet, aber sie nerven auch nicht mehr.

​Friedlich Gärtnern braucht Mut. Wer es wagt, schont auch die bedrohten Arten und wird mit schönen Naturerlebnissen belohnt. Und ich werde versuchen, mithilfe eines Perspektivenwechsels die positiven Aspekte meiner Mitgärtner wie Maulwurf und Maus zu sehen. Werde mich am frischen Aushub des Maulwurfs erfreuen sowie mich der mir servierten Erde bedienen und vielleicht damit das eine oder andere Mausloch stopfen.

Und vor allem: Ich werde mich bemühen, es nicht alles persönlich zu nehmen.


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Daniela Cortolezis
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