Nach einer ausgedehnten und aufmerksamen Gartenrunde, auf der natürlich jede neu aufgegangene Blüte, jedes Blättchen und jeder Halm genauesten inspiziert, kartographiert und memoriert werden, habe ich ihn entdeckt! Den gelben Winterjasmin, der plötzlich in Blüte gegangen ist. Winzig kleine, lichtgelbe Blüten zieren den sonst noch kahlen Strauch. Große Überraschung, denn er sieht einer Forsythie zum Verwechseln ähnlich. Der Profi erkennt natürlich auf Anhieb, dass der Unterschied in der Anzahl der Blütenblätter liegt, wobei der Jasmin mit stolzen fünf bis sechs Blatt gegenüber der lediglich mit vier Blatt ausgestatteten Forsythie eindeutig das Rennen macht. In Hinsicht auf die Anzahl der Blütenblättchen, versteht sich. Warum diese allerdings beim Jasmin variieren kann, ist wiederum eine andere Geschichte. Um also Jasmin und Forsythie grundsätzlich unterscheiden zu können, habe ich beide genau unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass auch im Garten das Gesetz des steigenden Interesses mit zunehmendem Wissen gilt. Kaum beschäftigt man sich mit einer Sache näher und bekommt eine Ahnung davon, wird das Thema erst so richtig interessant und spannend! Wenngleich die Unterscheidung ja eigentlich ganz einfach ist. Winterjasmin kann bereits Anfang des Jahres zu blühen beginnen, zeigt zuerst seine Blüten und im zweiten Schritt treiben die Blätter aus. Durch seinen ausgefallenen Wuchs mit leicht überhängenden Trieben ist er ein Tausendsassa, wenn es um die Wuchsrichtung geht. Ein wahrer Verwandlungskünstler, vom Bodendecker mit Wuchs nach unten bis zum Mauerkletterer in luftige Höhen bis zu 3m macht er alles mit. Allerdings freut er sich jedoch über eine Stütze, wenn´s nach oben gehen soll. Einziger Nachteil gegenüber dem Sommerjasmin ist, dass er nicht so schön duftet. Eigentlich duftet er gar nicht. Macht nichts, nobody is perfect! Auch die Forsythie präsentiert zuerst ihre Blüte vor dem Blattaustrieb. Meine lässt mich noch ein bisschen zappeln, bevor sie in den nächsten Tagen ihre Knospen hoffentlich öffnen und in leuchtendem Gelb mit ihren vier Blatt pro Blüte erstrahlen wird. Alles bei aufrechtem Wuchs, 2 bis 3 Höhemeter sind durchaus möglich. Damit sie schön kompakt bleibt, ist ein regelmäßiger Schnitt nach der Blütezeit angezeigt. Ob jährlich oder alle paar Jahre ist Geschmackssache. Darüber hinaus ist sie ein perfekter Indikator dafür, wann der erste Rosenschnitt fällig ist. Denn, wenn die Forsythien blühen, werden die Rosen geschnitten. So die Regel, so wird es gemacht. Sehr praktisch also, wenn man Forsythien im Garten hat. Da braucht man keinen Wecker. Das die Forsythien aber polarisieren, war mir neu. Dem einen eine Augenweide, hinreißend schön und ein must have, ist sie dem anderen hingegen ein fürchterlicher Anblick im Garten, ein no go. Das Spektrum zwischen Begeisterung und Ablehnung ist breit gefächert, mit allen Graustufen dazwischen. Shades of grey im Frühlingsgarten! M. Claude empfiehlt: Ein genialer Trick: Gehen Sie in die Verlängerung! Wenn Sie Gelb lieben, können Sie meist schon zu Jahresbeginn mit dem Winterjasmin Ihre gelbe Phase einläuten. Forsythien in pflanzlicher Nachbarschaft setzen das gelbe Schauspiel fort. Und wenn Sie Ihre Komposition dann auch noch um einen Ranunkel Strauch ergänzen, der unmittelbar nach der Forsythie zu blühen beginnt, geht Ihre gelbe Phase um Wochen in die Verlängerung! Fast wie bei Picasso, nur in Gelb. Aber sind wir nicht alle ein bisschen Picasso?
2 Kommentare
18/3/2015 10:30:52 pm
Gelb ist nicht so meins, aber ich freue mich trotzdem auf die Forsythien-Blüte, die leutet für mich die Gartenarbeit ein und alle Rosen können geschnitten werden...
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Dani
23/3/2015 02:07:38 am
Lieber Markus,
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