Last Minute Gartenarbeiten im November: Oleander überwintern

WANN MUSS DER OLEANDER INS WINTERQUARTIER?
Nicht nur unsere Topfpflanzen nehmen Abschied vom Dolce Vita im Garten, auch das mediterrane Lebensgefühl hat sich bei vielen von uns schon längst verabschiedet und das Sommerhütchen an den berühmten Nagel gehängt.​Doch das ist nicht genug, es gibt noch immer etwas zu tun…

Vorbei die schöne Zeit im verlängerten, grünen Wohnzimmer, vorbei die leuchtenden Blüten, die unsere Gärten zum Strahlen gebracht haben. Der November umhüllt alles mit seinem feucht grauen Nebel und verwandelt unsere Augäpfelchen unbarmherzig zu Matsch.

Bestes Beispiel dafür ist der Farn, der sich dieser Tage im Sinkflug befindet und dessen Abgesang sich  sirenengleich vernehmen lässt. Der vor unseren Augen zu zerfließen scheint und den Gartenboden unschön unter sich begräbt. Natürlich nur dann, wenn Sie auch mit derart viel Farn wie ich gesegnet sind.

Damit nun einer unserer liebsten Topfpflanzen, dem Oleander, nicht das gleiche Schicksal droht und sich die Pflanze ungünstig zu verwandeln beginnt, ist es jetzt höchste Eisenbahn, sie in ihr vorgesehenes Winterquartier zu befördern. Was nicht immer so einfach ist, denn die oft meterhohen Schönlinge bringen im Lauf der Jahre doch einiges an Gewicht auf die Waage. Was wiederum dazu führen kann, diesen Sondertransport so lang als möglich hinaus zu zögern. Ich spreche aus Erfahrung.

Denn langsam wird es Zeit, den Oleander gen Keller oder wohin auch immer zu transportieren. Wenn möglich an einen hellen Standort, muss aber nicht sein, doch frostfrei wäre der Pflanze zuträglich. Denn selbst die kräftigsten Burschen sind keine Ice Männer und alles andere als winterhart. Auch wenn in Gärtnerkreisen gemunkelt wird, Oleander schafften es locker bis minus fünf Grad und weniger. Doch wer will seine Lieblingspflanze schon einem solchen frostigen Härtetest aussetzen? Jedenfalls nicht, wenn es nicht sein muss. Zerstreute Gärtnerinnen davon einmal ausgenommen.

WENN DER KELLER RUFT: „OLEANDER!“

Je nach Wind und Wetter geht’s dann im Herbst los. Die Reise ins Winterquartier sollte jetzt angetreten werden. Spätestens im frühen, sofern milden Winter. Was Bummelanten allerdings entgegenkommt, ist die allgemein gültige Empfehlung, die Pflanze so lange wie möglich im Freien zu lassen und so spät wie möglich zu übersiedeln, um den Oleander abzuhärten, zu kräftigen und zu stärken.
So gesehen scheint auch in der Pflanzenwelt nichts über ein intaktes Immunsystem zu gehen.

Das Gießen wird sukzessive eingestellt und es reicht, während der kalten Jahreszeit im Winterquartier bei Gelegenheit einen kleinen Schluck Wasser zu verabreichen. Was ich in den vergangenen Jahren nicht ganz so genau genommen habe, jedoch hat es mir mein Oleander zum Glück nie krummgenommen. Zumindest nicht nachhaltig. Wahrscheinlich hat er es ohnedies verschlafen.

OLEANDER VOR DER WINTERRUHE SCHNEIDEN ODER NICHT SCHNEIDEN?

In diesem Zusammenhang stellt sich immer wieder die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt, den Oleander zu schneiden. Wann soll man denn nun zur Schere greifen? Die Antwort ist gefällig, denn praktischerweise gibt es mehr als eine ideale Jahreszeit: Herbst oder Frühjahr, beides ist möglich.

Vor jedem Schnitt am Oleander, unabhängig zu welcher Jahreszeit, ist zu bedenken, dass die Pflanze nach einem Schnitt zwar kräftig, jedoch in der Folgesaison nur dort austreibt, wo die Blütenstände intakt sind. Dabei befinden sich die neuen Knospen direkt an den Triebspitzen und sind im Herbst dort bereits angelegt. Wer hier zu ambitioniert ans Werk geht, läuft Gefahr, die Blühkraft des Oleanders zu gefährden. Sollte sich dessen bewusst sein.

Doch auch hier gibt es eine andere Seite der Blütenpracht. Denn Oleander sollten in zwischen Null und fünf Grad frischen Räumlichkeiten überwintert werden. Bei derartigen Temperaturen kommen die angelegten Blüten selbstverständlich nicht zur Entwicklung und im Folgejahr wieder im Freien, blühen diese lange nicht so schön, wie die am einjährigen Holz. Genau genommen lässt sich somit sagen, dass die Pflanze am einjährigen Holz schöner blüht als am alten Holz. Welche Erkenntnis Sie auch immer aus dieser Information ziehen.

Ist der Oleander schon ein älteres Semester und bereits mehr oder weniger verkahlt, kann man ihm unter die Arme greifen und ihm durch einen starken Rückschnitt vor der Winterruhe zu neuer Vitalität verhelfen. Dürre und alte Triebe, saft- und kraftlose Äste können dann weg, bedenkenlos gestutzt werden. Ein solcher Schnitt trägt zu neuem und gesunden Wachstum bei. Ebenso weg darf altes Holz, das sich in der Pflanzenmitte breitgemacht hat und quertreibt. Braune und von Schädlingen befallene Äste sollen sogar geschnitten werden, handelt es sich dabei doch um eine besondere Form der Schädlingsbekämpfung und die ist immer gut. 

Im besten Fall treibt der runderneuerte Oleander im Folgejahr umso üppiger wieder aus.

Beim Schneiden sollte jedoch immer auf den austretenden Pflanzensaft Bedacht genommen werden, ist dieser doch giftig. Wie eigentlich alle Teile des Oleanders. Handschuhe sind hier beim Schneiden kein Nachteil.

Ein weiterer Bonus eines Herbstschnittes ist die einfachere Handhabung und Mobilität der Topfpflanze, die erst einmal in den Keller oder wo immer auch hin transportiert werden will. Was zweifellos eine klassische Win-Win-Situation für GärtnerIn und Oleander bedeutet!

SAMENKAPSELN VOR DER ÜBERSIEDLUNG INS WINTERQUARTIER ENTFERNEN?

Samenkapseln am Oleander

Der Oleander steckt viel Kraft in die Produktion seiner Samenkapseln, was jedoch die Pflanze schwächt und daher einem rauschenden Blütenmeer im nächsten Jahr nicht unbedingt zuträglich ist. Werden diese Samenstände jedoch geschnitten, kann die Energie wieder in die richtige Richtung fließen und einer blütenreichen Saison steht nun nichts mehr im Wege.

Ich werde somit heuer zum ersten Mal meinen Oleander vor seiner Winterreise in den Keller etwas zurechtschneiden und in Form bringen. Werde die Samenkapseln abschneiden und den Topf von Laub und allem, was nicht hineingehört, säubern. Ihm einen kleinen Proviant in Form einer Wassergabe mit auf den Weg geben und schon kann es losgehen. Ins Winterquartier und in einen ruhigen Winter im Keller. 

Hin und wieder werde ich bei ihm vorbeischlendern, um nach dem Rechten zu sehen und ihm bei dieser Gelegenheit, falls er zwischendurch aufwachen sollte, ein Schlückchen Wasser zu verabreichen. Ansonsten sehen wir uns im neuen Jahr wieder. Mein Oleander und ich.

Guten Winterschlaf, mein Freund!


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Daniela Cortolezis
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