Wilde Hecke im Garten: Sichtschutz und Kraftort

Ein Glückspilz, wer Platz für eine wilde Hecke hat. Doch selbst die wildeste Hecke braucht alle paar Jahre ein Herbst Styling, um nicht ganz aus der Facon zu geraten. Doch dann heißt es zurücklehnen und die Farbenpracht in vollen Zügen genießen. Dient sie doch als Sichtschutz und Kraftort zugleich. Der Liegestuhl ist schon parat.

Vitale Naturhecke

Der Herbst ist da und mit ihm die Motorsägen, die den Klang der Rasenmäher ablösen. Keine Szenen aus einem Horrorfilm, wenngleich es so klingt, die Motorsäge heult und Äste knackend und krachend zu Boden gehen. Der ganz normale Herbstschnitt setzt ein.

Auch meine wilde Naturhecke muss Äste und Blätter lassen und das nicht zu knapp. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Zeit im Nu verfliegt und irgendwann der Moment unabdinglich gekommen ist, um dem Wildwuchs Einhalt zu gebieten. Was auch nicht zu übersehen ist. Die Sehnsucht nach ungezügelter Natur steht wie eine Wand vor mir.

Sehnsucht nach Wildwuchs, nach einer wilden Hecke

Meine wilde Hecke besteht aus vielen, im Lauf der Jahre zusammengetragenen und wild aufgegangenen Pflanzen. Bunt durcheinander gemischt, treffen sich Hainbuchen, Feldahorn, Liguster, Eiben, Hartriegel, Schneeball und wer weiß, was noch alles im Unterholz schlummert.

In der Hecke treffen sich alle und verschmelzen miteinander zu einer wild wuchernden Gartenwand. Ich bin immer wieder überrascht, was alles darunter verborgen ist. Garantiert mit von der Partie ist jedenfalls portugiesischer Lorbeer, ein wenig Brombeere mit Dornen, sowie ein paar Aukuben. Ein Hingucker in jedem Fall, denn mit ihren gesprenkelten Blättern und roten Beeren setzten sie einen attraktiven Farbakzent in die Hell-Dunkel Melange der Hecke.

Rosen in der wilden Hecke

Jedes Fleckchen Boden, jedes Stückchen Erde dient als grüne Kulisse und kann ständig neu in Szene gesetzt werden. Pflanzen kommen und gehen, aber irgendetwas scheint immer zu fehlen. Derzeit sind es Heckenrosen, die Einzug in die grüne Wand halten sollen. So mein Pflanzplan. Als wäre nicht schon genug des Guten in der Erde.

Aber alles kein Problem, denn so eine Naturhecke ist ein lebenslanges und vor allem lebendiges Gartenprojekt und wird aller Voraussicht nach nie und nimmer komplett bestückt sein.

Alles hat seine Zeit

Im Buch Kohelet steht geschrieben, dass alles seine Zeit hat. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit, so auch im Garten. Eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ernten. Und bisweilen ist es hoch an der Zeit zu schneiden.

Zeit, die wilde Hecke zu scheiden

Die Naturhecke ist an der Reihe. Gibt es doch ein untrügliches Indiz dafür, sichtbar für alle Gartenbewohner. Genau dann nämlich, wenn der Blick schon am frühen Morgen in den Baumkronen hängenbleibt, die Finsternis nicht weichen will und kaum mehr als ein paar vereinzelte und durch die dichte Hecke gebremste Lichtstrahlen durch das Dickicht blinzeln. Trotz unlängst erfolgter Zeitumstellung. Ein untrügliches Zeichen, die Hecke noch rasch vor dem Winter in Angriff zu nehmen.

Der optimale Zeitpunkt für einen Heckenschnitt

Jede noch so wilde und natürlich sprießende Hecke fordert ihren Gärtner ab und an zu einen guten Schnitt auf, der ihr neue Kraft und Energie gibt. Einen, der sie gesund erhält und auch im nächsten Frühling dem Garten einen abwechslungsreichen und hübsch anzusehenden Rahmen gibt und den Alltag dahinter verschwinden lässt.

Einen solchen Herbstschnitt kann man von Mitte Oktober bis in den November hinein setzen, knapp vor Einsetzen von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Ausnahmslos an frostfreien Tagen. Die Hecke hat jetzt ihr Wachstum eingestellt und treibt auch nicht mehr aus. Sie ist in Vorbereitung auf den nahenden Winter und schon so gut wie im Winterschlaf.

Hecke in Form: In Bestform versus Entropie

Zeit also, der gärtnerischen Entropie, dem erreichten Maß an Unordnung eine behutsame und gediegene Korrektur angedeihen zu lassen und für Neues in Sachen Raum und Licht zu sorgen. Überraschende Ausblicke werden nicht ausbleiben.

Mit einem gut bedachten und vorsichtigen Verjüngungsschnitt lässt sich auch die wildeste Naturhecke wieder wunderbar in Form bringen und garantiert kräftiges Wachstum. Den Fokus auf Dichte, verschwenderische Üppigkeit und Vielfältigkeit gerichtet.

Die Säge heult, die Gärtnerin ebenso

Es geht los, die wilde Hecke muss Äste lassen. So ein Heckenschnitt ist für gewöhnlich kein Drama.
Meine kräftige und hochgewachsene Hecke bekommt lediglich ein neues Styling, inklusive optimaler Lichtverhältnisse und einem frischen Schnitt, der sie um Jahre jünger aussehen lässt. Wellness pur für die Hecke!

Ungeachtet dessen höre ich, kaum heult die Säge zum ersten Mal laut auf, unentwegt und nicht mehr enden wollend, wohl eines der traurigsten Chansons überhaupt: Mein Freund der Baum. Gesungen von der großartigen Alexandra. Auf Kanal Kopfadio!

Pure Gärtnerhysterie in meinem Fall und bange Sorge um jedes Blättchen, das zu Boden segelt, freiwillig oder doch nicht ganz. Es könnte ja etwas schiefgehen. Diese Anspannung gepaart mit einer sehr leisen, jedoch deutlich spürbaren inneren Unruhe, die partout nicht weichen will, führt dazu, dass ich mich dazu zwinge, ein harmonisches Endergebnis zu visualisieren. Gemessen am Verhältnis Pflanze, Licht und Sichtschutz. Kann nicht schaden!

Dann ist es vollbracht, die Hecke hat es natürlich geschafft, ist bester Dinge, sieht prächtig aus und hat ihren Herbstschnitt gut und unbeschadet überstanden. Und deutlich heller ist es auch!

Na also, geht doch!

Kraftort wilde Hecke

Eine üppig blühende und duftende Hecke ist ein herrlicher Anblick, macht Freude und tut vor allem auch der Seele gut.

Hier die Vorteile auf einen Blick:

  • Sie bietet Schutz und Geborgenheit, ist ein lebendiger Sichtschutz, Lärmschutz, Windschutz und Schattenspender so ganz nebenbei.
  • Gleichzeitig ist eine wild komponierte wilde Hecke auch ein attraktives und beliebtes Refugium für Insekten, Vögel oder Igel und Lebensraum zahlreicher  Kleintiere.
  • Blühende Hecken sind ein riesiges Buffet für Bienen und andere Insekten.
  • Im Herbst punktet die Naturhecke aufgrund ihrer löblichen Eigenschaft als LaubGourmet. So eine Hecke ist ein formidabler Laubschlucker, der nur darauf wartet, mit Grasschnitt, Rindenmulch und selbstverständlich möglichst viel Laub gefüttert zu werden, was gleichzeitig für Düngung sorgt.
  • Kleine Bodenlebewesen als auch Schattengewächse freuen sich über einen naturbelassenen, gut mit Laub bedeckten Boden und fühlen sich dort so richtig wohl.

Ein Gewinn für alle, Mensch, Natur und Tierwelt!

M. Claude empfiehlt:
Hecken sind immer eine Bereicherung, in jedem Garten. Sie eröffnen neue Perspektiven und Räume und schaffen interessante An-und Ausblicke, von beiden Seiten. Ob wild wachsende Hecke oder streng geometrischer Formschnitt, die Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters.

Pflanzen Sie Ihre Hecke, wie es Ihnen gefällt und genießen Sie sie nach Möglichkeit von beiden Seiten.
Von außen zur Einstimmung auf schöne Stunden beim Nachhausekommen, von innen zur Entschleunigung in ihrem ganz persönlichen Refugium.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Wilde Hecke im Garten: Sichtschutz und Kraftort“

  1. Olli E

    Sehr schoener Artikel! Vielen Dank!

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Daniela Cortolezis
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