Gartenzimmer ohne Hecke als Rückendeckung Der lange Winter, die bitterliche Kälte und die kurzen und finsteren Tage, die hinter uns liegen, haben womöglich allesamt ihre Finger im Spiel. Denn als es endlich wieder möglich war, den Garten ohne Schutzanzug für eine Polarexpedition zu betreten, zog es mich zuallererst geradezu magisch in mein kleines Refugium im Garten, eine liebgewonnene Ecke, an der es sich wunderbar schreiben lässt. Als wolle ich dem herannahenden Frieden noch nicht recht trauen und mich auch weiterhin verkriechen und abwarten, bis wieder molligere Tage ins Land zögen. Gut geschützt frische Gedanken aufkommen lassen. Ich begann als erstes, meine Schreibstube im Unterholz, so winzig wie ein Puppenhaus, nach Herzenslust aufzuräumen. Alles Totholz, das sich angesammelt hatte, wurde radikal auf einen Haufen geworfen, alle Löcher im Boden, von denen ich mir zu diesem frühen Zeitpunkt im Gartenjahr noch nicht die Laune verderben lassen wollte und deren Verursacher mich somit auch vordergründig nicht interessierten, mit Kompost und Kaffeesatz gestopft. Wollte ihnen, wahrscheinlich den üblichen Verdächtigen, gleich von Beginn der Saison an Stärke und Entschlossenheit gegen ihre Verwüstungen demonstrieren. Und dass mit der Gärtnerin nicht zu spaßen sei. Mein Wort in deren Ohren. Die Schreibstube selbst liegt in einem im Steilhang künstlich angelegten Plateau und wird begrenzt und abgeschirmt von einem etwas in die Jahre gekommenen Bretterzauns. Bretterverschlag würde es auch treffen. Die Aussicht in die entgegengesetzte Richtung hingegen ist freundlich und macht richtig Appetit. Kommt das ruhelos mäandernde Gärtnerinnen Auge doch mitten in einem alten Apfelbaum, einem Kronprinz Rudolf, zur Ruhe und bleibt im Sommer an dessen dargebotenen Früchten gemütlich wie genüsslich hängen. Lässt Vorfreude auf künftigen Fruchtgenuss aufkommen. Wäre nur eben nicht der Heckenschnitt etwas später als geplant erfolgt. Was also lag näher, als auch das sogenannte Hinterland etwas heimeliger zu gestalten, die verlustig gegangene Rückendeckung nicht einfach aufzugeben. Nicht ungeduldig auf baldigen Nachwuchs zu warten, sondern die Sache sofort in die Hand zu nehmen und zu behübschen. Der Vorteil, den die Gartenstube zu bieten hat, wird durch einen gewichtigen Nachteil wieder völlig ausgehebelt. Das schattige Plätzchen bietet mehr Rückzug denn Licht und lässt hinsichtlich Sonne ein wenig zu wünschen übrig. Ein Platz an der Sonne sieht anders aus. Einen Versuch war es jedoch wert, eine grüne schützende Wand aufzuziehen. Getreu meinem im Garten stets geltenden Motto: No risk, no roses. Genau an diesem Punkt kommen jetzt auch endlich die angekündigten Bohnen ins Spiel. Hatte ich doch eine wild wuchernde und hurtig rankende Feuerbohnenwand vor Augen, um mich selbst vor den Augen anderer zu schützen. Vor Gartenzaunbummlern, Passanten und Spaziergängern, die hinter der Bretterwand ihre Runden drehten und womöglich auch einen Blick in fremdes Terrain wagten. Was sich ohne entsprechende Rückendeckung nicht ganz entspannt anfühlt. Mehr als sähe einem jeder Flaneur interessiert über die Schulter, ob es etwas zu sehen gäbe…… Eine dicht bewachsene Wand schien eine vortreffliche Lösung, der Ungemütlichkeit einen Riegel vorzuschieben und der Behaglichkeit denselben zu öffnen. Bohnen jeder Couleur und Größe versprachen neben Sichtschutz, einer lauschigen Oasensituation und nicht zu vergessen, einer ins Haus stehenden Ernte der knackigen Hülsenfrüchte, die ersehnte Lösung des Problems zu sein. Ein Tipi aus Buschbohnen kam nicht in Frage, sollte das Bohnenkonstrukt doch mehr Wand denn Zelt sein, hinter dem ich es mir gemütlich machen wollte. Zu diesem Zweck besorgte ich fünf grüne Pflanzstäbe, die in die Erde gerammt werden und an denen es sich sicher ranken lässt. Jede knapp 180cm hoch, mit einem Stabdurchmesser von 11mm und Noppen, damit sich die Pflanzen gut daran festhalten können. Mit einer derartigen Bebohnung sollte ich das Auslagen für mein Vorhaben finden. Den restlichen Spähschutz sollten die umliegenden Büsche übernehmen. Was für die Dauer einer Saison kein Problem sein sollte. 2 Rankhilfen, die Sie für eine Bohnenwand brauchen
Und schon können die flinken Böhnchen ihr Werk aufnehmen. Sichtschutz mit Bohnen Die Wand ist mittlerweile errichtet, die fünf Pflanzstäbe stecken im Halbkreis rund um die Schreibecke und sind mithilfe von Schnüren miteinander verbunden. Unter jeder Stange steckt eine vorgezogene Bohne aus dem Töpfchen. Und zwei Päckchen voll Prunkbohnen mit dem attraktiven Namen St. George. Allein schon des Namens wegen mussten die zwei Samentüten auch noch mit in die Erde. Abgesehen von der Aussicht auf rot weiße Blüten und den bis zu 30cm langen Hülsen. Man gönnt sich ja sonst nichts und ab und zu ein bisschen Luxus darf schon sein. Ich könnte jetzt den Dingen ihren Lauf lassen und den Bohnen beim Wachsen zusehen. Jedoch zuvor noch ein paar Details zur Bohne. Bohnensamen und der Richtige zeitpunkt, um zu säen Nach dem kalten Frühling und den teils noch frostigen Nächten im April und Mai, war heuer viel Geduld gefordert. Geduld, nicht doch danach zu trachten, der Natur ein Schnippchen zu schlagen, ihr zu trotzen und auf Gutwetterlage zu stecken. Es zu wagen, wider besseres Wissens die ersten Bohnen bereits Anfang Mai zu setzen. Ein Casinobesuch und der damit verbundene Versuch, sich durch launiges Spiel zwischen Schwarz und Rot ein kleines Vermögen zu verdienen, wäre wahrscheinlich lukrativer. Der richtige Zeitpunkt, um Bohnen in die Erde zu setzen ist zwar der Mai, allerdings erst nachdem sich die letzten Nachtfröste endgültig verabschiedet haben und samt den Eismännern und der kalten Sophie verschwunden sind. Leider keinen Tag vorher. Dafür belohnen uns die Bohnen mit ihrer sagenhaften Geschwindigkeit, brauchen nicht vorgezogen werden und spenden in Kürze Bohne und Sichtschutz. Ein Allrounder, die Bohne, wie er im Buche steht. Wie schnell wachsen Bohnen? Die rasenden Rolands unter den Kletterern sind eindeutig die Bohnen. Immer abhängig von der jeweiligen zu pflanzenden Sorte und der aktuellen Außentemperatur. Je wärmer die Erde, desto flotter das erste sichtbare Ergebnis. Im besten Fall lugen die ersten Spitzen bereits nach zehn Tagen aus dem Boden. Und schon kann gerankt werden. Ist das Böhnchen schon ein älteres Samensemester, lassen wir ihm sinnvollerweise ein paar Tage länger Zeit, um sich durch den Erdboden in Richtung Himmel zu schieben. Alte Samen sind nicht die schnellsten Keimer. Brauchen oft ein bisschen länger. Sofern sie überhaupt noch keimen. Wenn die Bohnen nicht keimen wollen Nicht keimende Bohnensamen können mehrere Ursachen haben:
Wie viel Sonne brauchen Bohnen? Im Idealfall ist ein sonniger bis halbschattiger Platz von Vorteil und lässt die Böhnchen hurtig sprießen. Was ich am Zielstandort leider nicht zu bieten habe. Vielmehr handelt es sich um ein halbschattiges bis nachmittags sogar schattiges Plätzchen. Zum Schreiben natürlich eine lauschige Oase, gerade bei hochsommerlichen Temperaturen. Ein köstliches Refugium, an dem die Gedanken nur so flanieren, dass es pure Freude ist. So kompensiere ich mit einem kleinen Verwöhnprogramm und reich umso fleißiger Wasser in regelmäßigen Abständen, damit die eventuell monierte mangelnde Lichtsituation seitens der Bohnen genusstechnisch ausgeglichen wird. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Bohnen richtig gießen
Bohnen düngen Bohnen sind relativ unkompliziert von ihren Ansprüchen her und so reicht es, ihnen als Dünger ein wenig Kompost zwischen den Wurzeln zu reichen. Alles gut eingießen und schon ist die Bohne zufrieden und gedeiht. Feuerbohnen für einen dichten Sichtschutz Feuerbohnen sind meine Nummer 1, wenn es um Sichtschutz geht. In unglaublichem Tempo schlingen sie sich um alles, woran sie sich festhalten können und bilden dabei eine dichte wie verschlungene Bohnenwand. Jedoch nur, wenn man ihnen eine Kletterhilfe zur Verfügung stellt, an der sie sich emporranken können. Andernfalls kriechen sie in ihrer Not, denn sie wollen hoch hinaus, am Boden entlang. Ein bisschen unwürdig für eine temperamentvolle Feuerbohne. Bohnen vor Schnecken schützen Mediterrane Kräuter seien der Schnecken Alptraum. Rosmarin oder auch Thymian stehen ganz oben auf der Watchlist der Schnecken. Ebenso wie Farn, dessen Gift den Schnecken übel bekommt. Weshalb sie sich auch von ihm abschrecken lassen und ihn tunlichst meiden. So weit sie dazu in der Lage sind… Mit diesem Wissen ausgestattet, sollte es ein Leichtes sein, eine entsprechende Schutzbarriere rund um die noch junge und, für Schnecken knackige Bohnenwand zu errichten, aufzustreuen und auszulegen. Üppig ausgebrachtem Thymian und, gerne auch zerkleinerten Farnwedeln – für alle, die keine Jauche aus Farn ansetzen wollen – werden magische, da schneckenvertreibende Kräfte nachgesagt. Das Schneckenvolk möge sich in Acht nehmen. Die Farnwedel sind mittlerweile großzügig rund um die zukünftig, grüne Wand verteilt. Ohne dem Keimling von oben die Luft zum Atmen zu nehmen. Dem rankfreudigen Hülsengemüse steht nun nichts mehr im Wege. Und ich kann es kaum mehr erwarten, meinen neuen, uneinsichtigen und ungestörten Arbeitsplatz im Reich der Bohnen einzunehmen. Lesen Sie auch hier mehr über die faszinierende Welt des genialen Farn.
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Toller Beitrag!
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